Vielfalt
RI • 3. Januar 2025
Unterschiedliche Bedürfnisse brauchen unterschiedliche Lösungen
Lea und Max arbeiten in der Gärtnerei
auf dem Auenhof
und wohnen seit einiger Zeit in der neuen Wohngemeinschaft der Diakoniestation in Wilferdingen. Die PZ hat kürzlich berichtet.
Dort wohnen aktuell acht Seniorinnen und vier Menschen mit Behinderung in einem extra dafür umgebauten Haus in unterschiedlichen Etagen. Sie werden durch Betreuungskräfte unterstützt und lernen nun, wie sich das Leben mit ihren älteren Mitbewohner anlässt.
Jeweils morgens gehts los mit dem Fahrdienst nach Bauschlott, dort wartet die Arbeit. Zusammen mit ihren Kolleginnen, die zum Teil auf dem Auenhof wohnen und fußläufig zur Arbeit kommen. Nach Feierabend gehts für die beiden dann wieder zurück in die WG. Manchmal braucht es dann nochmal eine extra Fahrgelegenheit, wenn auf dem Auenhof Disco
oder ein anderes Freizeitangebot unterstützt durch ehrenamtliche Hilfe stattfindet.
Viel Neues, alles nicht so einfach, wie wir wohl wissen, denn Inklusion auch mit älteren Menschen ist am Auenhof seit langem geübte Praxis.
Wir teilen gern unsere Erfahrungen dazu und wünschen von Herzen gutes Gelingen für den Alltag, nachdem die Eröffnungsreden verklungen sind und die prominenten Redner*Innen abgereist sind.
Hunderte von Menschen mit Behinderung wohnen aktuell in der Region mangels geeignetem Wohnraum aber immer noch bei ihren immer älter werdenden Eltern. Die Wartelisten der Einrichtungen sind übervoll, seit vielen Jahren.
Das hat sich auch jüngst wieder beim Fachtag im Landratsamt gezeigt, aktuell in Fernsehbeiträgen oder in Berichten der regionalen Presse.
Der Auenhof hilft mit:
Neben schon bestehenden Wohnangeboten sowohl ambulant betreut als auch stationär, wird unser laufendes Wohnprojekt auf dem Auenhof weitere 24 Menschen versorgen können.
Angenehmer Nebeneffekt für die aus dem Ruder gelaufenen Kreisfinanzen: Zu geringeren Kosten und mit weniger Betreuungsaufwand als kleine vereinzelte Einheiten, auch weil Synergien mit den bestehenden Häusern genutzt werden können. Und auch zum Vorteil von Menschen, die eine überschaubare Umgebung brauchen, damit sie so weit als möglich selbstbestimmt am Leben teilnehmen können.
Es sollen ja nicht nur die „pflegeleichten“ die wenig Betreuung brauchen, Teilhabe erfahren. Dass für diejenigen das ambulant betreute Wohnen optimal geeignet ist und dabei auch noch vergleichsweise kostengünstig ist, liegt auf der Hand und wird auch beim Auenhof seit Jahren praktiziert.
Anders bei Menschen, die möglicherweise eine Nachtwache und eine Rund-um-die-Uhr Betreuung brauchen. Das ist teuer und sehr schwierig umsetzbar.
Dort kommen aber auch die stationären Wohnformen an ihre Grenzen, weil die Anzahl der finanzierten Fachkräfte nicht ausreicht, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.
Wenn die Kritiker*Innen dieser Wohnformen mithelfen, dass mehr Betreuung finanziert wird, ist allen geholfen. #TeilhabeErmöglichen
Man sieht:
Vielfalt und Diversität sind wichtig
für diese gewaltigen Aufgaben. Ob ambulant betreutes Wohnen unter der Regie eines Trägers oder die sich weiter entwickelnden Wohnheime der verschiedenen Träger wie Lebenshilfe, Caritas, Auenhof und viele andere. Oder über privat und in Elternhand organisierten WGs, wie es einige wagen.
Schön auch zu sehen, dass Ideen wie Leben und Arbeiten unter einem Dach, ergänzt mit Kunst und Kultur
inzwischen Anklang auch bei bei Nichtbehinderten finden. Mit Konzepten wie sie beispielsweise beim alten Schlachthof in Pforzheim angedacht sind, haben wir seit vielen Jahren gute Erfahrungen gemacht.
Wenn alle Beteiligten mit der jeweiligen Lösung zufrieden sind und diese praktikabel ist, ist das ein großer Erfolg. Den selbst betroffenen Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – sollte man eigene Entscheidungen zutrauen und diese dann respektieren.
Unser gemeinsames Ziel ist es, Barrieren auch im Denken abzubauen und die Vielfalt unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Der Grundsatz ‚Nichts über uns ohne uns‘ steht dabei im Mittelpunkt.
Menschen mit Behinderung vom Auenhof geben ihre Erfahrungen dazu schon seit einiger Zeit bundesweit in Seminaren und im Bundesvorstand
unserer Verbandsorganisation weiter.
Praktikable und realisierbare Lösungen zählen, die allen Betroffenen zugutekommen.
Ansätze, die nur einer kleinen Gruppe helfen oder gar nicht über die Konzeptphase hinausreichen, bringen uns nicht weiter. Mit den knappen finanziellen und personellen Ressourcen muss man verantwortungsvoll umgehen, damit alle profitieren. Gemeinsam finden wir Wege, die nachhaltig und inklusiv sind.
Unser immer noch aktueller Hilferuf dazu:
Wir suchen im Moment dringend Wohnraum, möglichst in Bauschlott, für eine kleine ambulant betreute WG,
die demnächst ihre langjährige Bleibe verlieren wird.
Aber auch grundsätzlich wird weiterer Wohnraum für den Ausbau des ambulant betreuten Wohnen gesucht.
Wer hilft? Kontakt: nikolaus.ebner@auenhof.org.
#InklusionErmöglichen
Aktuelles

Bild: Peter Dietrich Der Auenhof, besser gesagt unsere Schafe und Ziegen mit ihrer Chefin Lisa Zipp und eine unserer betreuten Frauen aus der Gärtnerei haben beim diesjährigen Neulinger Kinderferienprogramm mitgeholfen. Die Kinder verbrachten einen abwechslungsreichen Tag auf dem Hof. Füttern, Wassergeben, Bürsten, was so anfällt bei der alltäglichen Pflege der Tiere. Aber die Kinder lernten auch, was man aus der gekämmten ("kardierten") Schafwolle alles herstellen kann und konnten gleich selbst ausprobieren, wie man das richtig macht. Die Schazies werden ansonsten zur tiergestützten Therapie unserer Menschen mit Betreuungsbedarf eingesetzt. Dort wie auch beim diesjährigen Ferienprogramm ist die Begegnung von unterschiedlichsten Menschen mit unseren Tieren jedes Mal eine Freude und eine Bereicherung für alle. Und wie das Bild zeigt, geht Inklusion manchmal ganz von selbst und selbstverständlich.
vlnr: Matthias Bach (CDU Neulingen), Nico Gunzelmann (CDU Landtagskandidat Enzkreis), Joachim Fuchs (CDU Neulingen), Andreas Wiesenfarth (Vors. Werkstattrat), Karin Hajeck (stv. BM Neulingen) , Maik Brenner (Fachkraft Gärtnerei), Hanna Stoy (Fachkraft Wohnbereich), Nikolaus Ebner (GF Auenhof), Rainer Ilg (Förderverein Auenhof). Kürzlich hatten wir Besucher aus der Politik, die sich sehr für den Auenhof und unsere Anliegen interessiert haben. „Bürokratie darf kein Bremsklotz sein“, sagt CDU-Landtagskandidat Nico Gunzelmann. Beim Besuch ging es um unser aktuelles Wohnprojekt, bei dem wir inzwischen die erste der beiden Runden im Förderausschuss erfolgreich bestanden haben. Wir hoffen, dass die zweite Runde im Oktober genau so erfolgreich verlaufen wird und wir dann den positiven Förderbescheid erhalten. Aber es ging auch auch um die vielen anderen Herausforderungen, die uns beschäftigen. Wichtig für unsere Besucher war, dass sie verschiedene Blickwinkel vermittelt bekamen, sowohl aus Sicht der Geschäftsleitung, als auch aus der Sicht der betreuten Menschen, wie auch aus Sicht der Fachkräfte und der Angehörigen und des Fördervereines. „Das Wohnprojekt ist dringend notwendig, um den steigenden Bedarf an Plätzen zu decken. Bürokratische Hürden dürfen hier nicht zum Bremsklotz werden“, betonte Gunzelmann. Die Politik muss Rahmenbedingungen verbessern, darüber waren sich alle in der Runde einig. Das gilt für steigende bürokratische Anforderungen, über unzureichende Betreuungsschlüssel bis hin zu fehlender Flexibilität für innovative Projekte wie ein geplantes inklusives Café. „Wer Inklusion und innovative Konzepte fordert, muss sie auch ermöglichen. Dafür braucht es praxisnahe Entscheidungen und verlässliche Unterstützung von Land und Kommunen“, erklärte Rainer Ilg. Gunzelmann ergänzte: „Während die Bedarfe steigen, werden immer mehr Vorschriften auf die Träger abgewälzt. Das führt zu nicht hinnehmbaren Belastungen. Gleichzeitig dürfen die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung und ihren Familien nicht aus dem Blick geraten. Einrichtungen wie der Auenhof brauchen daher mehr Vertrauen – und damit mehr Freiheiten.“ Auch aus der Kommunalpolitik kam klare Unterstützung: „Der Auenhof ist nicht nur ein Ort der Betreuung, sondern ein Ort der Teilhabe. Neulingen ist stolz, eine so wichtige Einrichtung vor Ort zu haben. Daher unterstützen wir den Auenhof gerne nach Kräften aus dem Gemeinderat“, betonten Matthias Bach und Joachim Fuchs.

30 Teams aus 4 Bundesländern, über 350 Sportler: Unsere Spieler vom Auenhof waren natürlich dabei. Bei der inklusiven Mannschaft des 1. CFR Pforzheim mitzuspielen hat inzwischen Tradition beim Auenhof. Seit Jahren bereichern wir die Mannschaft mit Spielfreude und Leistungswillen. Ein Dank an die Organisatoren, wir machen auch weiterhin mit bei #Inklusion und #Teilhabe made by #Auenhof.

So war der Erlebnistag der offenen Türen 2025. (Sehr) viel Arbeit, viele gut gelaunte und interessierte Besucher, viele Eindrücke, viel Austausch: schön wars! Zitat aus einer Besuchergruppe: Mit Herz, Struktur und vielfältigen Möglichkeiten...hier wird Teilhabe gelebt. Hätten wir glatt selbst so gesagt...in aller Bescheidenheit 😇. Danke dafür! Und hier für alle zum Anhören: Das ist der Auenhof Auf Wiedergabe im Player klicken, zuhören und 😍

Bild: J. Göbel, BNN. Ein wichtiger Meilenstein für unser Wohnprojekt: Der Gemeinderat Neulingen hat in seiner letzten Sitzung einstimmig den Plänen für die Erweiterung um das dritte Wohnhaus auf dem Auenhof zugestimmt. Die BNN hat darüber ausführlich berichtet. Wir freuen uns riesig über das einhellige Votum, zeigt das doch eindrücklich, dass unser Konzept nicht nur den Bedürfnissen der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen entspricht, sondern auch im besten Sinn von der vielzitierten Mitte der Gesellschaft akzeptiert wird und willkommen ist. Wir sind sehr dankbar dafür, dass im Gremium klar ausgesprochen wurde, dass man froh ist, den Auenhof als Einrichtung im Ort zu haben. Das ermutigt uns sehr, den eingeschlagenen Weg gemeinsam mit der Gemeinde weiter zu gehen und mitzuhelfen, das gute Miteinander auch in Zukunft weiter zu verstärken. Wer erleben will, wie Inklusion, Teilhabe und Partnerschaft in der Praxis gelebt wird: Kommt vorbei am Erlebnistag der offenen Türen am 1. Juni, besucht unseren Hofladen oder schaut gerne auch sonst vorbei.

Am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung 2025 hat neben anderen Einrichtungen aus dem Enzkreis natürlich auch der Auenhof mit einer munteren Truppe und einem eigenen Redebeitrag durch Andreas Wiesenfarth in Mühlacker teilgenommen. Insgesamt war die Beteiligung durch die betroffenen Menschen recht groß und bestimmt klappt es nächstes Jahr auch bei PolitikerInnen und AmtsträgerInnen noch besser, die Teilnahme neben anderen schwergewichtigen Terminen möglich zu machen. Eine wunderbare Gelegenheit Zeichen zu setzen für Vielfalt und Demokratie und für vulnerable Gruppen und Minderheitsrechte einzustehen, inmitten der Zivilgesellschaft. Hier die Rede von Andreas für die er viel Beifall bekommen hat, zum Nachlesen: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin Andreas Wiesenfarth, arbeite am Auenhof und bin dort seit 16 Jahren im Werkstattrat tätig, also seit es den ersten Werkstattrat dort gibt! Mir ist es wichtig, dass Menschen mit geistiger Behinderung selbst sagen, was sie wollen. Und das nicht nur Leute, die fit im Kopf sind und im Rollstuhl sitzen, bestimmen was gut für Menschen mit Behinderung ist. Und dass wir Menschen mit geistiger Behinderung auch selbst in der Politik gehört werden. Wir wollen unsere Wünsche und Gedanken selbst vortragen Es braucht Zeit, um uns eine eigene Meinung zu bilden und unsere Gedanken und Wünsche selbst zu vertreten. Wir Menschen mit geistiger Behinderung wissen selbst, was wir brauchen. Wir wollen nicht, dass andere bestimmen, was gut für uns ist. Wir wollen selbst entscheiden, wo wir Hilfe brauchen und was wir selbst können. Zum Beispiel kann ich Anträge zum Teil selbst ausfüllen, und das machen ich dann auch. Aber manchmal brauche ich Hilfe oder Beratung dabei. Oder jemand, der darüber schaut. Dann frage ich danach, dass mir jemand hilft Ich bin seit Juni letzten Jahres Mitglied im inklusiven Vorstand von Anthropoi Bundesverband mit einem weiteren Kollegen mit Assistenzbedarf. Insgesamt sind wir 9 Vorstände. Das ist das erste Mal, dass der Vorstand inklusiv ist. Pascal und ich haben unsere eigene Assistenz, die uns unterstützt, dass wir die Arbeit im Vorstand gut machen können, zum Beispiel Vorbereitung der Sitzungen, Erarbeiten von schwierigen Themen. Was schwierig ist, ist die Kosten für die Assistenz, die wir brauchen, um unsere Arbeit beim Vorstand gut machen zu können, beim Kostenträger zu verhandeln. Nach zähen Verhandlungen hat es bei mir geklappt , dass die Kosten übernommen werden. Bei einem Kollegen im Vorstand hat der Kostenträger erst mal abgelehnt. Wichtig ist, dass wir Unterstützung bekommen, wenn wir sie benötigen, und dass das dann nicht am Geld scheitert. Das wichtigste Motto ist: Nichts über uns ohne uns, sondern mit uns. Vielen Dank, dass Ihr alle da wart, und ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr wieder. Dem schliessen wir uns gerne an, bis nächstes Jahr!!

Unser Erlebnistag am 1. Juni rückt näher, höchste Zeit um ein bisschen aufzuräumen, ein paar Ecken zu fegen und Beete zu richten. Alle Hände haben mitgeholfen am Samstag, das Wetter hat grade noch so mitgemacht und Verpflegung gabs auch. Super Sache, vielen Dank allen Helferinnen und Helfern, wir freuen uns auf unsere Gäste am Erlebnistag!!

Egal in welcher Wohnform und in welcher Form des Arbeitens oder Tagesstruktur unsere Fachkräfte tätig sind: Sie sorgen für Teilhabe. Sie sorgen für ein Umfeld, das Menschen mit Bedarf an Unterstützung Möglichkeiten der Entwicklung gibt. Das ist Arbeit, die Sinn hat. Arbeit mit Menschen, die zeigen, was Vielfalt wirklich bedeutet. Dafür braucht es Gestaltungswillen und Freude auch an kleinen Erfolgen. Und es ist Arbeit, die einen Unterschied im Leben anderer Menschen macht.